„Der Rebschnitt ist der einfachste aller Gehölzschnitte. Nur im Text klingt das so kompliziert“. Dieses Zitat stammt von dem bekannten Pomologen Herbert PETZOLD.
Wenn man das Gesagte auch nicht ganz wortwörtlich nehmen darf, so soll es allen Laien Mut machen, sich beherzt auch den Schnitt von Weinreben zuzutrauen. Jeder interessierte Hobbygärtner begreift relativ schnell, worauf es ankommt. Günstig ist, es sich zeigen zu lassen! Ob bei dem Schnitt keine besonders groben Fehler gemacht wurden, zeigt uns spätestens der Ertrag und die Qualität der Trauben.
Der Aufbau des Rebstockes bis zur vollen Entwicklung dauert bei allen Erziehungsformen etwa 5 Jahre. Während dieser Zeit werden die Seitentriebe und die Stammverlängerung so zurück genommen, dass der Rebstock jährlich in Breite und Höhe etwas zunimmt. Zu schwacher Rückschnitt in den Aufbaujahren führt dazu, dass der Stock kein genügend kräftiges Gerüst aufbauen kann. Das benachteiligt später die Fruchtbildung.
Der Schnitt der Seitentriebe wird bezeichnet bei einem Schnitt mit etwa 2 Augen als Schnitt auf Zapfen 3 – 5 Augen als Schnitt auf Strecker bis 10 Augen als Schnitt auf Bogen.
Welcher Schnitt angewendet werden sollte, ist von der Sorte abhängig. Man kann es der Sortenbeschreibung entnehmen und dazu notfalls diese in der Baumschule einsehen. Übernimmt man mit dem Garten schon einen Rebstock unbekannter Sorte, probiert man selbst aus, ob der Stock schon bei einem Zapfenschnitt trägt oder ob ein langer Schnitt notwendig ist. Viele Sorten sind hierbei sehr tolerant. Man muss aber unbedingt beachten, dass Sorten, die schon bei Zapfenschnitt tragen, auch auf Bogen geschnitten werden können. Umgekehrt dürfen Sorten, für die ein Bogenschnitt angegeben wird, aber keinesfalls auf Zapfen geschnitten werden, weil die ersten Triebe meist nicht fruchten! Der Schnitt selbst wird im Gegensatz zu den anderen Obstarten stets 1 - 2 cm über dem Auge geführt, wodurch am Auge immer noch ein kleiner Stumpf stehen bleibt.
Als optimaler Schnitttermin gilt die Zeitspanne Ende Februar bis Anfang März. Entscheidend ist aber der Witterungsverlauf. Man kann schon bei geringem Frost (Minus 4° C) schneiden, wie es auch für die anderen Obstgehölze gilt. Zu später Schnitt führt zwar zum sogenannten Bluten der Reben. Aber man muss nicht überängstlich sein. Wegen des längeren Winters im Jahr 2006 habe ich selbst erst am 20. März geschnitten. Danach war an mehreren Schnittwunden Blutung festzustellen, es sind jedoch später keine negativen Auswirkungen aufgetreten. Notfalls kann der Schnitt im Juni/Juli, wenn die Reben nicht mehr bluten, nachgeholt werden. Dieser ist mit Einschränkungen besser als überhaupt nicht geschnitten (PETZOLD). Der Schnitt dient der Fruchtbildung und verhindert die Verwilderung des Rebstockes. Also gilt: unbedingt jährlich schneiden.
Die Erziehung des Rebstockes erfolgt senkrecht und/ oder waagerecht. Der senkrechte Kordon (1) besteht aus dem Stamm und der Stammverlängerung mit Zapfen/ Streckern/ Bogen, auch kombiniert, je nach Platz (BfG THIELE 1986). Beim „Wechselzug- Schnitt“(2) ergibt sich eine Abart senkrechter Kordon: es werden zwei Triebe hoch gezogen, von denen dann jährlich im Wechsel jeweils ein Trieb auf zwei Augen ganz zurück geschnitten wird (GuK 5/82 PETZOLD). Der waagerechte Kordon(3) besteht aus dem Stamm und zwei waagerecht gezogenen Seitentrieben, im Weinbau als „Arme“ bezeichnet. Bei entsprechender Höhe kann ein Spalier auch mit mehreren Etagen gezogen werden. Der Armabstand sollte jeweils etwa 70 cm betragen.(BfG THIELE 1986).
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