Fanggürtel mittels Wellpappe 7/11

Fanggürtel mittels Wellpappe
Das Auftreten des Apfelwicklers, dessen Larven als „Maden“ mit ihren Fraßschäden und abgesetztem Kot bis zum Kerngehäuse zur Genüge bekannt sind, kann man durch das Anlegen von Fanggürteln aus Wellpappe etwa 10 – 12 cm breit in etwa 50 cm Höhe wenigstens teilweise mindern. Dazu ist notwendig, diese Maßnahme der biologischen Entwicklung dieses kleinen nachtaktiven Falters anzupassen. Deshalb besteht das Ziel der Bekämpfung darin, den Entwicklungszyklus zu unterbrechen.

Die Entwicklung des Apfelwicklers verläuft in den für Schmetterlinge typischen Entwicklungsphasen:

In der 1. Phase Mai- Juni schlüpfen die Falter aus den überwinterten Kokons.

Anschließend erfolgt als 2. Phase Juni- Juli die Ablage der Eier an die sich entwickelnden Früchte.

Darauf folgt die 3. Phase, wenn die Junglarven der 1. Generation schlüpfen, sich als kleine Raupen (fälschlich „Maden“ genannt) in Richtung Kerngehäuse durchfressen, und sich binnen etwa 3 Wochen zur erwachsenen Larve entwickeln.

Schließlich beginnt als 4. Phase Ende Juni- Anfang Juli diese Generation jetzt verpuppungsbereiter Larven die Früchte zu verlassen. Das geschieht entweder durch Abspinnen an einem Faden bis zum Erdboden oder durch Kriechen bis zum Stamm, wo in Ritzen unter der Rinde die Verpuppung in dem zuvor gebildeten Kokon erfolgt. Daraus schlüpfen später die Falter 2. Generation.

In dieser Phase werden die Fanggürtel aus Wellpappe am Stamm eng anliegend angelegt. Diese Gürtel sollten aber bereits 4 Wochen nach dem Anlegen wieder abgenommen und vernichtet werden. Damit wird von der 1. Generation gefangen, was sich in der Wellpappe an teil- und vollverpuppten Larven befindet.

Sofort nach der Abnahme der ersten Fanggürtel Ende Juli- Anfang August werden gegen die 2. Generation neue angelegt. Das Auftreten der 2. Generation ist jedoch auch witterungsabhängig, weshalb diese neuen Fanggürtel nach einer etwas längeren Zeit abgenommen werden können. Als spätester Termin wird allgemein Anfang Oktober angegeben.

Diese 2. Generation gilt allgemein auch als die, die den wirtschaftlich größeren Schaden verursacht. Wer deshalb Fanggürtel nur einmal anlegen möchte, sollte unbedingt nur die zweitgenannten Termine sowohl für das Anlegen als auch für die Abnahme wählen.

Die Wirksamkeit von Fanggürteln gegen den Apfelwickler kann durch folgende Maßnahmen unterstützt werden:

1. Da der Apfelwickler auch Birnbäume befällt, werden diese voll in alle Maßnahmen zur Vorbeuge und Bekämpfung einbezogen.

2. Konsequentes häufiges Aufsammeln des Fallobstes hindert die darin noch befindlichen Larven am Verlassen und an der Entwicklung zum Vollinsekt.

3. Durch Abkratzen der losen Schuppen an der Rinde von Stamm und Leitästen wird dort eine mögliche Verpuppung verhindert.

4. Der Einsatz von Nützlinge schonenden Insektiziden, wie z. B. MADEX 3, Runner oder Granupom ist möglich. Dazu sollte jedoch vorher eine Auskunft beim
zuständigen amtlichen Pflanzenschutzdienst eingeholt werden, weil dort der optimale Termin für die Anwendung dieser Mittel am sichersten zu erfahren ist.

Da die Entwicklung und Lebensweise des Pflaumenwicklers dem Apfelwickler stark ähneln, können fast alle gegen den Apfelwickler gerichteten Maßnahmen auch gegen den Pflaumenwickler ergriffen werden. Ein Unterschied besteht jedoch bei dem Einsatz von Insektiziden: Seit 2010 gibt es laut Information vom amtlichen Pflanzenschutzdienst Frankfurt (Oder) Stand 10. 2010 ein neues Insektizid mit der Bezeichnung „Bayer Garten Gartenspray Calypso Perfekt“, für Bienen nicht gefährlich, und zugelassen gegen „saugende, beißende Insekten ..“ auch an Pflaume und Mirabelle.

Gegen Apfelwickler und Pflaumenwickler speziell ist die im Obstbau auch in Hobbygärten allgemein übliche Vorblütenspritzung leider unwirksam. Keines der für den Bereich Haus- und Kleingarten zugelassenen Mittel für diese vorbeugende Spritzung kann die extrem geschützt überwinternden Insekten schädigen.

Anmerkung: Die Wirksamkeit aller Maßnahmen zur Bekämpfung von Apfelwickler und Pflaumenwickler ist umso größer, je mehr Bäume auch im Umfeld behandelt werden. Eine Obstplantage hat deshalb ungleich höhere Aussicht auf Erfolg, als ein Hobbygärtner, dessen Gartennachbarn in dieser Beziehung tatenlos bleiben. Dennoch sollten wir unser Obst nicht ohne Gegenwehr den Schädlingen überlassen, sondern sorgfältig abwägen, was uns gesundes Obst wert ist – wenn auch nicht um jeden Preis. Entscheidend wird meist sein, in welchem Umfang Äpfel, Birnen und Pflaumen bisher „madig“ waren.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 07.11




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