Leimringe gegen Frostspanner
Leimringe zur Bekämpfung des Kleinen Frostspanners und des wesentlich seltener auftretenden Großen Frostspanners werden meines Wissens schon seit etwa 100 Jahren eingesetzt und auch heute noch unter bestimmten Voraussetzungen empfohlen. Dabei stellt sich für uns Hobbygärtner allerdings zuerst die Frage zur Notwendigkeit einer solchen Maßnahme. Dazu folgende Fakten:
1. Die Frostspanner richten bei einem Massenbefall an Obst- und anderen Laubbäumen einen verheerenden Schaden an, der bis zum Totalausfall der Ernte gehen kann!
2. Das Auftreten der Frostspanner lässt sich treffsicher vorhersagen: Wo im Frühjahr ein starker Befall war und es große Schäden gegeben hat, wird es auch im späten Herbst wieder zu einem starken Auftreten der Vollinsekten kommen.
3. Da die Verpuppung nach dem Herablassen der Raupen auf den Erdboden direkt unter den befallenen Bäumen erfolgt und die Weibchen nach dem Schlupf aus dem Boden im Spätherbst den kürzesten Weg für einen Aufstieg in Baumkronen suchen, kommen sie wieder zu dem Baum zurück, auf dem sie das Larvenstadium als Raupe verbracht haben. Deshalb sind den Insekten, zu unseren Gunsten, für eine Verbreitung engste Grenzen gesetzt.
4. Bei der Austriebsspritzung werden auch Frostspanner mit erfasst. Aus diesen Fakten ergibt sich schlussfolgernd: Das Anlegen von Leimringen ist nur dort gerechtfertigt und sinnvoll, wo es einen starken Befall und offensichtlichen Schaden gegeben hat. Den Befall durch einzelne Exemplare von Frostspannern können wir Hobbygärtner in jedem Fall tolerieren. Die kleinen Raupen gehören schließlich mit zum Futterspektrum vieler Gartenvögel.
Als zweites geht es um die Bedingungen, unter denen die Leimringe, wenn sie nach einem vorangegangenem Massenbefall wirklich erforderlich werden, anzulegen sind. Da es besonders darum geht, möglichst wenig andere Insekten und Spinnen als „Beifang“ mit zu töten, lassen sich die Bedingungen für das Anlegen von Leimringen etwa wie folgt formulieren:
Wann? Der Termin richtet sich danach, wann die Frostspanner als Vollinsekt aus dem Erdboden schlüpfen und an den Baumstämmen hoch kriechen. Nach langjährigen Beobachtungen wird als solcher für Brandenburg Mitte bis Ende Oktober angegeben. Früher sollten die Leimringe keinesfalls angelegt werden.
Womit? Die Fanggürtel sollten mit grünem Leim präpariert sein, weil die Farbe gelb die meisten Insekten anlockt und so sehr viel Beifang verursacht. Für grüne Fanggürtel werben Hersteller damit, dass mit diesen „unbeabsichtigter Beifang von Nützlingen verhindert“ wird (STÄHLER 2010). Für diese absolute Aussage sind mir jedoch bisher keine wissenschaftlich fundierten Testergebnisse bekannt.
Wie? Die Leimringe müssen eng anliegen, damit keine Lücken entstehen, wo die Frostspannerweibchen durchkriechen können. Unebenheiten am Stamm sind deshalb unbedingt mit Lehm oder ähnlichem Material auszugleichen. Falls ein Stützpfahl steht, muss auch an diesem unterhalb der Anbindung ein Leimring angelegt werden.
Wie lange? Die Leimringe sollten abgenommen werden, sobald an frostfreien Tagen im Winter keine aufkriechenden Frostspannerweibchen mehr beobachtet werden. Meist ist das schon im Januar der Fall. Die Leimringe sollen also keinesfalls länger als notwendig an den Bäumen verbleiben. Angewehte Blätter sind unbedingt zu entfernen!
Leimringe gegen Ameisen
Als eine zweite Methode werden mitunter Leimringe an Bäumen gegen Ameisen angelegt. Damit sollen die Ameisen abgefangen werden, wenn sie auf Bäume krabbeln und dort Blattläuse „melken“. So wird der Vorgang bezeichnet, wenn die Ameisen die Blattläuse reizen, ihre Ausscheidungen abzugeben (des hohen Zuckergehaltes wegen als „Honigtau“ bezeichnet) und diese als Beute aufnehmen. Schlussfolgerung: Wo keine Blattläuse sind, dorthin kommen auch keine Ameisen. Deshalb sollten wir besser folgerichtig die Dezimierung der Blattläuse anstreben. Dafür gibt es neben der Förderung der Nützlinge verschiedene bewährte Mittel, wie Brennnesselbrühe, Kaliseifenbrühe (andere Seifen schädigen nach M.-L. KREUTER die Nützlinge),Abspritzen mit einem scharfen Wasserstrahl oder als letztes Mittel der Wahl ein umweltfreundliches Insektizid gegen Blattläuse aus dem Fachhandel. Leimringe als Mittel gegen Ameisen sind außerdem aus einem zweiten Grund abzulehnen: Diese Leimringe werden mindestens während der gesamten Vegetationsperiode am Baum belassen. In dieser Zeit bleiben auch viele andere Lebewesen wie Insekten, Spinnen u. a. an dem Leim kleben. Diese aber sind wiederum potentielle Futtertiere für andere Tiere, z. B. Vögel. Deshalb steht diese Methode zu der von uns freiwillig übernommenen Aufgabe, mit der Natur sorgsam umzugehen und diese zu schützen, völlig im Widerspruch, und deshalb können wir auch auf Leimringe gegen Ameisen verzichten!
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 9/10
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