Bonsai im Hobbygarten 6/11

Bonsai im Hobbygarten

Wer sich für die bisher immer noch seltene Freizeitbeschäftigung Bonsai- Kultur interessiert, kann diese sehr gut auch in seinem Hobbygarten betreiben. Selbst ein Kleingärtner verstößt damit nicht gegen die Gartenordnung, wenn er die ganze Palette einheimischer hochwachsender Waldbäume, deren Pflanzung im Kleingarten strikt verboten ist, im Blumentopf als Minibäumchen, eben als Bonsai, kultiviert.

Im eigenen Kleingarten ist im Verlauf der letzten 10 Jahre eine kleine Sammlung von insgesamt 20 einheimischen Laub- und Nadelgehölzen entstanden. Vertreten sind die Arten Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Erle, Kastanie und Linde sowie Fichte, Kiefer und Lärche.

Aufstellen lassen sich diese Blumentöpfe oder Schalen in unterschiedlicher Größe je nach den Gegebenheiten der Gartengestaltung an beliebigen Plätzen, wie zum Beispiel auf der Terrasse, an Wegen, als Solitär in erhöhter Position oder auch als Lückenfüller auf Rabatten. An jeder Stelle sollte aber unbedingt die Harmonie zu den bereits stehenden Pflanzen gewahrt werden.

Für die Auswahl der Gehölzarten ist entscheidend, dass sie zum Klima am Standort passen. Deshalb eignen sich die einheimischen Arten besonders gut, vor allem, wenn man mit der Bonsai- Kultur erst anfängt, über keinerlei Erfahrungen besitzt und nur auf die Kultur im Freiland angewiesen ist.

Beschaffen lassen sich die Bäumchen in verschiedener Weise. Keinesfalls darf man im Wald einfach Sämlinge ausgraben. Das wäre ein strafbarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz (2008) § 41 und entsprechende Ländergesetze. Dagegen findet man oft Sämlinge direkt auf den Waldwegen oder Plätzen neben dem Wald, wie Parkplätze oder Lagerstätten für Kies, Schotter oder andere Materialien. Die Pflanzen haben dort keine Überlebenschance, weil diese Wege oder Plätze dem Fußgängerverkehr und dem Verkehr mit Fahrzeugen, vor allem der Forst- und Landwirtschaft sowie dem Straßenbau, vorbehalten sind. Wer von dort einen Sämling mitnimmt begeht sicher keine Straftat, sondern wird zum Baumretter!

Relativ sicher gelingt die eigene Anzucht von Gehölzarten mit großen Früchten, wie Buche, Eiche, Hasel, Kastanie und Walnuss. Bonsai- Bäumchen sind unter Bonsai- Freunden auch beliebte Tauschobjekte. Man kann aber auch in Gärtnereien oder Baumschulen, welche sich mit Bonsai beschäftigen, die gewünschten Exemplare kaufen.

Als Standort eignet sich nach unseren Erfahrungen ein Platz im lichten Schatten besonders gut. Auch ein sonniger Platz wird vertragen. Dabei ist während der ganzen Vegetationsperiode die Wasserversorgung die wichtigste Pflegemaßnahme. Die Bonsais müssen je nach Witterungslage gegossen werden. In Trockenperioden ist temperaturabhängig wöchentlich zwei- bis dreimal durchdringend zu wässern.

Im Frühjahr werden die Wurzelballen nach der Entnahme aus dem Winterquartier vorsichtig gelockert und kräftig zurück geschnitten. Das ist notwendig, damit die Pflanze dem Prinzip der Wuchshemmung folgen kann. So eingetopft wird die Krone kontrolliert und auf Form geschnitten. Diesen Hauptschnitt kann man auch schon im Spätherbst vor der Einwinterung ausführen. Dabei kann man durchaus die Erfahrungen vom Schnitt der Obst- und Ziergehölze nutzen. Das Prinzip der Kronenerziehung ist nämlich gleich, nur die Dimensionen sind verschieden!

Im Sommer hat es sich zur Pflege und Erziehung der Krone bewährt, zweimal eine genaue Kontrolle durchzuführen und je nach Erfordernis zu schneiden. Dazu wird jeder Topf auf einen Tisch mit normaler Höhe gestellt. Sowohl sitzend als auch stehend kann dann von allen Seiten sehr gut erkannt werden, was wo geschnitten werden muss. Für diese Tätigkeit sollte man sich aber unbedingt genügend Zeit nehmen, denn dabei entscheidet man über die ganze weitere Entwicklung seiner „Lieblinge“. Außerdem erleichtert dieser zweimalige Schnitt während der Vegetation den Hauptschnitt im Spätherbst bzw. im Frühjahr wesentlich.

Im Spätherbst kurz vor Einbruch des Winters kommen die Bonsais in das Winterquartier. Dazu wird auf dem Gemüseland, wo entsprechend der geplanten Fruchtfolge eine Bestellung erst im Mai erfolgen soll, eine entsprechend lange Grube spatentief ausgehoben. Die Auswahl eines Platzes nach dem genannten Zeitpunkt hat den Vorteil, dass die Entnahme im Frühjahr nicht unter Zeitdruck erfolgen muss, weil die Fläche mit Frühgemüse bestellt werden soll!

Die Bonsais werden nun ausgetopft und dicht nebeneinander gesetzt. Dann wird Erde eingefüllt, etwas höher als die Bäumchen im Topf gestanden haben. Abschließend wird reichlich gewässert. Das kann nach einigen Tagen sogar wiederholt werden. Vor Wintereinbruch wird noch leicht etwas angehäufelt, etwa bis in halbe Höhe der Stämmchen. Als letzter Winterschutz dient schließlich eine leichte Decke aus Reisig. So geschützt haben unsere Bonsais bisher alle Winter überstanden und konnten im Frühjahr unbeschadet aus ihrem Winterquartier entnommen werden.

Anlage in PDF: 3 Fotos.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 06.11.




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