Verpflanzung älterer Gehölze 10/10

Verpflanzung älterer Gehölze
Fast jeder Hobbygärtner steht irgendwann vor der Frage, wie er mit einem älteren Baum oder Strauch verfahren soll, weil eine Umgestaltung ansteht. Das gilt sowohl für Obst- als auch Ziergehölze. Nun ist das Problem dabei aber nicht das Alter des Gehölzes an sich, sondern die technische Machbarkeit. Selbst bei professioneller Landschaftsgestaltung werden große Bäume mittels Kran- und Transporttechnik erfolgreich umgesetzt.

Im Prinzip gehen die Wurzeln so weit, wie die Krone reicht. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass wir zwar durch den Schnitt die Krone begrenzen, doch die Wurzeln wachsen weiter. Für den Baum hat die Wurzel eine doppelte Bedeutung: die starken Haupt- und Seitenwurzeln geben dem Gehölz das Grundgerüst für den Halt, während die feinen Faserwurzeln neben ihrer Haltefunktion für die Sicherung der Ernährung verantwortlich sind. Und darin liegt das Problem: Die Faserwurzeln werden hauptsächlich im äußeren Wurzelbereich gebildet. Damit verlagern sich diese mit zunehmendem Alter des Gehölzes und entsprechend auch mit zunehmendem Wachstum der Haupt- und Seitenwurzeln immer weiter nach außen, während im Bereich gegen den Stamm immer weniger Faserwurzeln verbleiben.

Soll nun ein Gehölz versetzt werden, ist der Erfolg davon abhängig, wie groß der Wurzelballen gehalten werden kann. Der Wurzelballen sollte mit möglichst viel anhaftender Erde umgesetzt werden, weil die Faserwurzeln sonst sehr schnell vertrocknen, das Gehölz dann trotz gewissenhafter Wasserversorgung nicht mehr ausreichend ernährt wird, sich so schnell keine neuen Faserwurzeln mehr bilden können und das ganze Gehölz deshalb vertrocknen muss.

Soll ein Gehölz umgesetzt werden, geht man zweckmäßigerweise so vor:

Als allererstes erfolgt ein starker Schnitt der Krone in Höhe und Breite, bei Sträuchern reduziert man auch die Anzahl der Haupttriebe. Das ist ganz wichtig, damit das Gleichgewicht zwischen Wurzel und Krone, das durch die Reduzierung der Wurzel empfindlich gestört wird, sich wieder entwickeln kann. Unterlässt man diese Maßnahme, ist im Prinzip der Misserfolg bereits vorprogrammiert.

Danach wässert man reichlich und lässt die Feuchtigkeit etwa einen Tag einwirken. In dieser Zeit saugt sich auch das Gehölz voll und verfügt somit bereits schon über eine Wasserreserve. Günstig ist es, besonders auf leichteren Böden, vor dem Wässern einen Graben in Spatenbreite und –tiefe zu ziehen, und zwar im Umfang so groß, wie man den Wurzelballen mitnehmen möchte.

Am folgenden Tag legt man den Wurzelballen in größtmöglichem Umfang frei und kappt dabei die Haupt- und Seitenwurzeln. Sobald das Gehölz samt Wurzelballen frei beweglich ist, hebt man es vorsichtig auf eine vorbereitete Plane und bindet damit den Wurzelballen fest ein. Auf diese Weise verhindert man, dass die Erde von den Wurzeln abfällt, was sogar schon bei einer nur kurzen Transportstrecke im Garten passieren kann.

Die neue Pflanzstelle wurde natürlich in erforderlicher Größe mit reichlich Kompost schon vorbereitet, damit das ausgepflanzte Gehölz nach dem altbewährten „Raus- Rein- Prinzip“ sofort wieder wie üblich eingepflanzt werden kann. Nun ist zunächst nur regelmäßig ausreichend mit Wasser zu versorgen. Die Pflanzstelle soll immer feucht sein, darf aber keinesfalls verschlämmen, denn dann fehlt für die Neubildung der Wurzeln der Sauerstoff. Mitunter ist es auch erforderlich, einen Baum mittels einem oder zweier Pfähle zu stützen, bis er nach etwa 2 Jahren genügend eigenen Halt entwickelt hat.

So wie beschrieben habe ich im eigenen Garten schon mehrere Gehölze erfolgreich umgesetzt: 1 Apfel Goldparmäne 5 Jahre (1982), 2 Forsythien 11 Jahre (2003),
1 Strauch Apfelbeere 19 Jahre (2009). Eine besondere „Rosskur“ haben bei der Umgestaltung des Gartens 1982 10 Rosenstöcke (etwa 6 Jahre) erduldet, weil die Umsetzung mitten im Sommer während der Blütezeit erfolgen musste, also der für solche Eingriffe denkbar ungünstigsten Zeit! Ein solches rabiates Verfahren war allerdings nur der Ausnahmesituation geschuldet und darf keinesfalls als Empfehlung zum Nachmachen verstanden werden! Bei allen genannten Aktionen habe ich um jedes einzelne Gehölz gebangt. Desto mehr freue ich mich heute, dass alle Gehölze diese Prozedur gut überstanden haben und uns noch immer erfreuen.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 10.10






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