Was heißt Krümelstruktur? Jeder Hobbygärtner wünscht sich aus seinem Nutzgarten von den angebauten Kulturen natürlich auch eine gute Ernte. Als erste Voraussetzung dafür gilt eine „hohe Bodenfruchtbarkeit“, wie es in der Fachsprache heißt. Das entscheidende Merkmal dafür ist eine „Krümelstruktur“. Was heißt das?
In der ursprünglichen Form kommen Sand und Ton, als die beiden wichtigsten bodenbildenden mineralischen und chemisch verwandten Bestandteile, nur in der Einzelkornstruktur vor, wie z. B. bei Sand am Strand oder Töpferton. Beide Stoffe sind in reiner Form für eine Kultur von Gartenpflanzen ungeeignet.
Unser Gartenboden besteht zu etwa 95 % aus den anorganischen Bestandteilen Sand, Ton, Wasser und Luft. Nur die kleine Differenz von etwa 5 % sind bei den meisten Böden organische Bestandteile, genannt Humus. Dennoch ist der Gartenboden keine tote Materie, sondern vielmehr eine Art lebender Organismus. Die Ursache dafür ist eine unvorstellbar große Anzahl von Bodenorganismen, wie z. B. Bakterien, Pilze, Bodentiere u. a. In einem Kubikzentimeter Gartenboden befinden sich allein viele Millionen mikroskopisch kleine Lebewesen, sog. Mikroorganismen! Die Bodenorganismen vollbringen wahre Meisterleistungen durch die Bildung von Humus, die Beteiligung am Kohlendioxyd- und Stickstoffhaushalt im Boden, die Mobilisierung von Phosphor und Kalium, die Zerkleinerung von organischen Abfällen sowie durch Ausscheidungen, z. B. Regenwurmkot. Ohne diese Organismen gäbe es keine Pflanzen- unser Planet Erde wäre tote Masse.
Außer diesen biologischen Reaktionen wirken im Boden ständig auch physikalische Reaktionen (Bewegung, Druck, Temperatur, Feuchtigkeit) und chemische Reaktionen (Kalk und andere chemische Elemente, Wasser, Humusstoffe).
Im Zusammenwirken aller dieser Faktoren entstehen durch die sogenannte „Lebendverbauung“ aus den kleinsten Bodenteilchen schließlich Krümel von etwa bis 4 mm. Dadurch bildet sich eine Bodenstruktur heraus, die als optimal gilt und wegen der Krümelung direkt als Krümelstruktur bezeichnet wird. Diese Bodenstruktur innerhalb der als Krume bezeichneten oberen Bodenschicht bietet für das Pflanzenwachstum die besten Bedingungen. Diesen Zustand nennt man auch die Bodengare. Als eindrucksvollstes Beispiel dafür gilt ein frisch aufgeworfener Maulwurfshügel.
Die Krümel bestehen jedoch nicht auf Dauer, sondern sind kontinuierlich einem sehr komplizierten Prozess der Entstehung und des Vergehens unterworfen. Damit dieser Prozess das Jahr über möglichst lange anhält, kann der Gärtner durch die Kombination verschiedener Maßnahmen zur Erhaltung günstiger Lebensbedingungen für die Mikroorganismen sorgen. Als notwendige Bedingungen dafür gelten:
o Der Gartenboden ist durch regelmäßige Kalkung entsprechend der Bodenart im sog. optimalenpH-Wert- Bereich zu halten. Als solcher gilt für Sandböden um pH 5,5 , für Lehmböden um pH 6,5 und für Tonböden um pH 7. Kalk wird auf Grund seiner elektrochemischen Eigenschaften sogar als der Urheber der Krümelstruktur bezeichnet (SCHMALFUSS, K. „Bodenkunde und Pflanzenernährung“ , Hirzel- Verlag 1952). o Der Gartenboden ist solange als möglich (ideal ist ganzjährig) mit einer Pflanzendecke zu schützen. Durch die Gestaltung einer geregelten Fruchtfolge gelingt dies am besten. o Alle geeigneten pflanzlichen Abfälle sind sachgerecht zu kompostieren und wieder auszubringen. Dadurch wird der natürliche Kreislauf der Entwicklung der Pflanzen geschlossen. o Die Pflanzenbestände sind entsprechend den natürlichen Niederschlägen angemessen zusätzlich zu bewässern. o Um die Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit zu mindern, ist die Bodenoberfläche locker zu halten.
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 01/09
Letzte Änderung am Montag, 10. Juli 2017 um 08:46:55 Uhr.