Das Wort „Humus“ ist lateinisch und heißt Erde. Der Landwirt und der Gärtner verstehen darunter aber speziell die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanzen im Boden. Humus ist durch vielfältige komplizierte Ab-, Um- und Aufbauvorgänge biologischer, chemischer und physikalischer Natur in ständiger Umwandlung. Er ist für die Entwicklung der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturpflanzen unentbehrlich.
Die Beziehungen zwischen dem Humusgehalt des Bodens und dem Ertrag hat Professor FRÖHLICH in Großbeeren untersucht und für 16 Gemüsearten angegeben (Gartenzeitung 4/1993 S. 12). Im Vergleich zu einem Boden mit 2 % Humusgehalt als relativ = 100 wurden auf einem Boden mit 5 % Humusgehalt bei sonst übereinstimmenden Bedingungen erhebliche Mehrerträge relativ erreicht:
Ertrag etwa 108 bis 110 bei: Weißkohl, Erbse, Steckzwiebel, Rettich. Ertrag etwa 115 bis 116 bei: Säzwiebel, Möhre, Wirsing, Rotkohl, Grünkohl, Kohlrabi. Ertrag etwa 120 bis 130 bei: Bohne, Gurke, Sellerie, Rosenkohl, Blumenkohl, Porree.
Auf naturbelassenen Böden ohne Eingriffe durch den Menschen befinden sich der Abbau und die Neubildung von Humus stets im Gleichgewicht. Dagegen bedeuten die menschlichen Tätigkeiten, wie Bodenpflegemaßnahmen, Düngung, Fruchtwechsel sowie der Entzug von organischer Substanz durch die Ernte der gewachsenen Pflanzen für den Humushaushalt des Bodens ständige Störungen. Zum Ausgleich muss der Mensch, wenn die Ertragsfähigkeit des Bodens gehalten werden soll, diesem wieder organische Substanz zuführen.
Wem dafür Stalldung in guter Qualität zur Verfügung steht, hat natürlich große Vorteile. Aber auch wer diese Möglichkeit nicht hat, kann seinem Boden durch Gründüngung und sachgemäße Eigenkompostierung ausreichend Humus zuführen. Der Nachweis der Humusanteile erfolgt durch eine Bodenuntersuchung im Labor.
Als in der Tendenz der verschiedenen Interpretationen übereinstimmend kann man in Anlehnung an WIESSMANN und NEHRING (1950) etwa wie folgt beurteilen:
humusarm unter 2 %, gilt als Versorgungsstufe III „arm“ humushaltig um 5 %, gilt als Versorgungsstufe II „ausreichend“ humos um 10%, gilt als Versorgungsstufe I „gut“ humusreich um 15% anmoorig um 20% Moor, Torf über 20% Die Bodenkunde unterscheidet sogar zwischen zwei Formen des Humus, nämlich Nährhumus und Dauerhumus.
Danachbesteht Nährhumus aus leicht zersetzlicher Substanz mit schnell verfügbaren Nährstoffen. Die Zersetzung verläuft relativ gleichmäßig während der gesamten Vegetationsperiode. Er gilt als wichtigste Nährstoffquelle für die Mikroorganismen im Boden und ist für die Herausbildung der Krümelstruktur nicht ersetzbar.
Dauerhumus besteht dagegen aus schwer zersetzlichen organischen Stoffen. Der Abbau erfolgt nur sehr langsam. Dauerhumus bindet Wasser und Nährstoffe, bildet Krümel und beeinflusst durch seine dunkle Farbe den Wärmehaushalt im Boden. So ist er direkt an der Bildung der Krümelstruktur beteiligt. Hervorzuheben ist die Eigenschaft, sowohl schwere Böden aufzulockern als auch leichte Böden bindiger zu machen!
Diese kurze einfache Darstellung zeigt, dass für die Bodenfruchtbarkeit beide Formen gleich wichtig sind und weder der Landwirt noch der Gärtner diese gesondert sehen muss.
Die Humusversorgung richtet sich in erster Linie nach der Bedürftigkeit der Gemüsearten und zweitens nach der zur Verfügung stehenden Menge an Kompost. Den höchsten Bedarf haben die sogenannten Starkzehrer wie Blumenkohl, Frühkartoffel, Kopfkohl, Gurke, Erdbeere u. a., denen man etwa 6 – 8 kg je qm gibt. Die Hälfte davon genügt für die Gruppe Mittelzehrer, wie Kohlrabi, Porree, Rosenkohl, Tomate u. a.. Für die Schwachzehrer ist eine organische Düngung nicht notwendig, ja sogar zum Teil sehr nachteilig, wie bei Möhre, Rettich, Radies, Zwiebel, Spinat, Schwarzwurzel, Bohne u. a.
Gestaltet man ein geregelte Fruchtfolge nach diesen Gruppen, dann ist ideal: Stark - Mittel – Schwach – Stark – Mittel – Schwach, also 6 Fruchtfolgeglieder. Will man mit weniger Fruchtfolgegliedern auskommen, sollten es mindestens vier sein. Dann ist die Einhaltung einer Anbaupause von mindestens 3 Jahren bei allen Pflanzenfamilien als Voraussetzung für eine Unterdrückung bodenbürtiger Krankheitserreger möglich.
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 03/08
Letzte Änderung am Montag, 10. Juli 2017 um 08:46:54 Uhr.