In jedem Hobbygarten gibt es Rasenflächen. Dort fällt jährlich mehrmals je nach Flächengröße mehr oder weniger Rasenschnitt an. In Notzeiten, wie beispielsweise nach dem 2. Weltkrieg, war es für die allermeisten Hobbygärtner selbstverständlich, auch Kaninchenzucht zu betreiben. Ich selbst habe damals als Jugendlicher mit wahrer Begeisterung Kaninchen der Rasse „Helle Großsilber“ gezüchtet die Rasenflächen lieferten den Hauptteil des Futters, besonders Grünes und Heu. Mit der inzwischen weitgehenden Abkehr von einer Tierhaltung haben heute viele Hobbygärtner regelmäßig Probleme mit der Verwendung des Rasenschnittes. Dabei ist dieser ein wertvolles Pflanzenmaterial, das im Prinzip nach 3 Varianten sinnvoll verwendet werden kann: Kompostierung, Mulchen, Heuwerbung.
Variante 1. Kompostierung
Dazu soll das Frischgut zunächst erst je nach Wetterlage einen Tag oder zwei anwelken, wobei ein Teil des Wassers verdunstet. Vorteilhaft ist es, das Frischgut wiederhol zu wenden. Außerdem ist es für das Gelingen der Kompostierung notwendig, auf dem Kompoststapel (Komposthaufen klingt immer liederlich) mit kleinen Schichten eines anderen Kompostiermaterials zu wechseln. Man kann dazu sehr gut erst halb verrotteten oder fertigen Kompost nehmen. Mit Zugaben von Gesteinsmehl kann die Nährstoffauswaschung gehemmt werden. Man kann auch etwas kohlensauren Kalk dazwischen streuen, diesen aber unbedingt nur knapp dosieren und nicht mehr als 1 bis maximal 2 kg je m3 Kompost. Der Kalk soll also nur gepudert werden! Die früher empfohlenen wesentlich höheren Mengen haben sich inzwischen als nicht erforderlich und für die Bodenlebewesen, welche die Kompostierung maßgeblich mit bewirken, sogar als schädlich herausgestellt.
Variante 2: Mulchen
Rasenschnitt kann als Mulchmaterial verwendet werden. Jedoch darf er nur in ganz dünner Schicht ausgebracht werden, weil sich dort ideale Bedingungen für Schnecken ergeben, die sich da schnell ansiedeln. Diese Variante ist deshalb nur sehr vorsichtig zu betreiben. Gut beraten ist, wer etwa einmal wöchentlich kontrolliert, ob sich unter dem Mulch Schnecken in großer Zahl befinden. In solchem Fall räumt man den Mulch am besten sofort ab, weil man davon ausgehen kann, dass dort bald wieder Schnecken in Massen vorkommen werden
Ein möglicher Zeitpunkt für das Mulchen ist auch der Spätsommer, wenn eine frei gewordene Fläche nicht mehr mit Gründüngungspflanzen bestellt werden soll. Aber auch hier ist eine Kontrolle auf Befall von Schnecken ratsam.
Variante 3: Heuwerbung
Die Heuwerbung aus Rasenschnitt ist sehr effektiv. Es muss allerdings eingeräumt werden, dass bei den bisher angebotenen kleinen Rasenmähern mit rotierendem Messer unter dem Gerät nur kurzes Häckselgut anfällt. Frontmäher mit einer Schnittbreite von etwa 30 cm, die ein für die Heuwerbung wesentlich günstigeres Schnittgut bei etwa 20 cm Halmlänge liefern könnten, gibt es leider nicht. Dennoch lässt sich bei Akzeptanz dieses Nachteils Heu für den Einsatz im Garten gut mit den derzeit angebotenen Modellen Rasenmäher bereiten, wie die eigenen langjährigen Erfahrungen bestätigen. Bewährt hat sich dafür die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise.
Zum Schnittzeitpunkt muss das Gras abgetrocknet sein. Der Schnitt muss also an einem regenfreien Tag in der Zeit von etwa 9.00 Uhr bis zum späten Nachmittag erfolgen. Das im Fangkorb gesammelte Frischgut kann sofort von mehreren Teilflächen auf einer Fläche zusammen getragen werden. Sollen also z. B. 40 m2 gemäht werden, genügen für die weitere Heubereitung schon 10 bis 15 m2. Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn sich infolge feuchter Witterung die Trocknung sehr verzögert, das Heu eine ganze Woche oder länger liegen bleiben muss und der Nachwuchs erheblich beeinträchtigt wird.
Ab dem Zeitpunkt des Schnittes geht es darum, Feuchtigkeit jeder Form von dem im Trocknungsprozess befindlichen Schnittgut abzuwehren! Bevor das Heu lagerfähig ist, wird es mehrmals am Tag mit einem Rechen (Harke) gewendet. Es hat sich bestens bewährt, das noch nicht fertige Heu gegen Abend etwa bis 19.00 Uhr zusammen zu harken und mit einer wasserdichten Plane zu bedecken. Dabei muss man aber darauf achten, dass die Luft durchziehen kann!
Besonders am ersten Abend, wenn das Schnittgut noch frisch ist, zieht man es in einer kleinen Reihe zusammen. Später kommt alles auf einen Haufen. Am nächsten regenfreien Tag wird am Vormittag zum weiteren Trocknen wieder ausgebreitet.
Bei regenfreiem Wetter im Hochsommer ist das Heu nach sachgemäßer Behandlung bereits schon nach 3 Tagen lagerfähig. Bei der Prüfung mit den Händen raschelt es, wenn das Heu leicht gegeneinander gerieben wird. Zur Einlagerung eignen sich für uns Hobbygärtner am besten Säcke aus luftdurchlässigem Material, bei dem noch eine Nachtrocknung erfolgt. Keinesfalls Abfallsäcke aus Plaste verwenden, darin verschimmelt das Heu. Zur Aufbewahrung genügt ein Platz im Freien, der lediglich von allen Seiten sicher gegen Regen geschützt sein muss.
Dieses Heu lässt sich mit bestem Erfolg bei Erdbeeren einsetzen, weil es die damit unterlegten Fruchtstände vor Erdkontakt und Befall mit Grauschimmel schützt. Außerdem bleiben die Erdbeeren selbst bei starkem Regen sauber! Die Erdbeerernte 2009 war dafür geradezu ein Paradebeispiel. Nach Abschluss der Ernte wird das verbliebene Heu entfernt und zum Kompost gebracht. Bei dieser Verfahrensweise erspart man sich die Beschaffung von Stroh, das allerdings besser als Heu wäre. Man kann auch auf andere Materialien verzichten, die zwar den beabsichtigten Zweck erfüllen würden, aber sehr hässlich aussehen (Wellpappe, Papier ö. ä.) und dadurch einen sonst guten Gesamteindruck des Gartens nur zerstören.
Für Freunde besonderer Düfte: den Duft von frischem Heu gibt es gratis!