Baumscheiben - ja oder nein?
Unter Baumscheibe verstehen wir eine um den Baumstamm herum angelegte kreisförmige Fläche mit etwa 150 cm Durchmesser. Zum Nutzen des Baumes wird diese Fläche besonders gepflegt,
d. h. Unkraut jäten, Boden lockern, düngen und wässern.
Das trifft besonders für Obstbäume zu, die im Blockverband gepflanzt worden sind und bei denen als Unterkultur eine Grasmischung gesät wurde.
Bei dieser Methode gibt es zwar auch Gegenargumente. Als Vorteile stehen dabei aber die Möglichkeiten, diese Fläche dank eines Bewuchses jederzeit betreten zu können, was auf einer unbewachsenen Fläche nach länger anhaltendem Regen oft unmöglich ist, sowie Gras zu verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten gewinnen zu können. Außerdem vermittelt die Gesamtfläche immer einen sauberen Eindruck und ist vor Erosion (Abtrag von Boden durch Wind und Regen) geschützt.
Nach eigenen Erfahrungen kommt man sehr gut zurecht, wenn besonders zwei Bedingungen akzeptiert werden:
1. Volldüngung (NPK) wird nicht nur oberflächlich gestreut, dann würde dieser zum größten Teil vom Gras aufgenommen und käme nicht bis zu den Wurzeln der Obstbäume. Stattdessen wird einmal jährlich zur Blütenknospendifferenzierung im Juni im Raster von etwa ¾ bis 1m in gelöster Form in etwa 25 cm tiefe Löcher, die mit einem Eisenrohr gestoßen worden sind, gedüngt. Die notwendige Kalkung kann im Turnus und wie bisher üblich erfolgen.
2. Der Baumschatten begünstigt die Entwicklung von Moos, die durch übliche kombinierte maßvolle Verfahren in Grenzen gehalten werden kann. Eine dauerhafte Freiheit von Moosbewuchs wird es auf solchen Flächen aber nicht geben, selbst wenn Kalk oder Anti- Moos- Mittel stark überhöht eingesetzt werden!
Ob und inwieweit eine Baumscheibe überhaupt möglich ist, richtet sich natürlich zuerst nach der Stammhöhe des Baumes. Bei den schon seit vielen Jahren für Hobbygärtner empfohlenen Obstbäumen auf Niederstamm, also unter einem Meter Stammhöhe, setzt die niedrige Krone bereits Grenzen. Mit einer langen Hacke ist es zwar noch fast jedem Hobbygärtner möglich, die Baumscheibe zu pflegen. Bei der Bodenlockerung ist allerdings besonders darauf zu achten, wie tief unter der Erdoberfläche die Wurzeln verlaufen. Diese sollten keinesfalls beschädigt werden, was z. B. mit einem Spaten sehr schnell passiert.
Die Pflegemaßnahmen werden von den Wurzeln umgesetzt, denn Wasser und Nährstoffe werden ausschließlich von den Haarwurzeln aufgenommen und zu den Leitungsbahnen der Pflanze weitergeleitet. Mit zunehmendem Wachstum verlagert sich aber die Bildung von Haarwurzeln immer weiter in den äußeren Bereich, während die Haarwurzeln im näheren Bereich um den Stamm, also unter der sorgsam gepflegten Baumscheibe, absterben. Damit verliert bei älteren Bäumen eine Baumscheibe ihren Sinn und wird überflüssig. Für uns Hobbygärtnern ist es deshalb, sinnvoll, eine Baumscheibe längstens nur bis zum 10. Standjahr anzulegen.
Die Antwort lautet also: bei jungen Bäumen ja, da bei einer Bodenbedeckung im Herbst mit Stalldung, Kompost oder Laub die Wurzeln besonders nach der Pflanzung noch einen gewissen Schutz vor Frost erhalten, man kann im Frühjahr sogar niedrige einjährige genügsame Pflanzen kultivieren - bei älteren Bäumen nein.
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 11.10
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